Mitterfirmiansreut
Im Winter 2010/2011 jährt sich die Errichtung der legendären Schneekirche von Mitterfirmiansreut zum 100. Male.
Anlässlich dieses besonderen Jubiläums wuchs in Mitterfirmiansreut die Idee, die historische Schneekirche im Jubeljahr wieder entstehen zu lassen.
Weil es dazu nicht nur viel Idealismus und Tatkraft bedarf, sondern auch allerhand rechtliche, finanzielle und organisatorische Dinge zu klären sind, gründete sich nun - etwa ein Jahr vor dem geplanten Baubeginn - im Gasthaus „Firmianstub’n“ der Förderverein „100 Jahre Schneekirche Mitterfirmiansreut“
Vor 100 Jahren aus Protest gebaut.
Bei der Gründungsversammlung des Fördervereins, der auch Bürgermeister Alfred Schraml und sieben Gemeinderäte beiwohnten, wurde beschlossen, im Winter 2011/2012 eine Kirche aus Schnee nach dem Vorbild der ersten Schneekirche von 1911 zu errichten und das „Gotteshaus“ den ganzen Winter hindurch durch verschiedene kulturelle und spirituelle
Veranstaltungen mit Leben zu erfüllen.
36 Anwesende erklärten spontan ihren Beitritt zum Förderverein. Unter Leitung von Bürgermeister Schraml wurde eine Satzung beschlossen und eine Vereinsvorstandschaft gewählt. Zum 1. Vorsitzenden des Fördervereins wurde Bernd Stiefvater, der Gastgeber der Gründungsversammlung und Mitinitiator der Schneekirchen-Idee, gewählt. Zu seinem Stellvertreter wurde Michael Plöchinger bestimmt, Schriftführer ist Florian Ortinger, Sepp Denk übt das Amt des Schatzmeisters aus. Der Vorstand wird ergänzt durch Heinrich Herzig, Hubert Herzig und Christian Koch. Franz Springer und Siegfried Weber prüfen die Kasse.
Aufgabe der Vorstandschaft ist es nun, die organisatorischen Voraussetzungen für die Errichtung der Schneekirche in die Wege zu leiten. Seitens der Mitglieder können dazu kreative Ideen eingebracht werden. Da der Originalbauplatz der ersten Schneekirche nicht mehr zur Verfügung steht - hier steht heute die Mitterfirmiansreuter Expositurkirche -, ist geplant, die neue Schneekirche rechts neben dem Almberg-Lift hoch über dem Dorf zu errichten. Bezüglich Größe, Ausmaße und konkreter Bauweise möchte man erst die Möglichkeiten prüfen.
Im Zusammenhang mit dem Jubiläum wird in Mitterfirmiansreut auch die Geschichte um die legendäre Schneekirche von 1911 wieder lebendig. Aus Protest gegen die Welt, die ihren entlegenen Winkel vergessen wollte, und um auf ihre Kirchensorgen hinzuweisen, hatten die Mitterfirmiansreuter im Februar 1911 mit dem Bau dieses seltsamen Gotteshauses begonnen.
Zu diesem Zeitpunkt wurden Mitter- und Hinterfirmiansreut, Alpe und Neuhäusl seelsorglich von der Pfarrei Mauth betreut. Die weite Entfernung zur Pfarrkirche war vor allem in den strengen, langen Wintermonaten mit größten Strapazen verbunden, oftmals waren wochenlang keine Gottesdienstbesuche möglich. Lange wurde der Wunsch gehegt, ein eigenes Kirchlein zu haben.
Die Armut der Dörfler und die fehlende Unterstützung von außen ließ dieses Ziel jedoch in weite Ferne rücken. Als die Mitterfirmiansreuter 1910 wegen eines starken Schneesturms nicht einmal die Christmette in Mauth besuchen konnten, keimte in der Abgeschiedenheit zur Welt die Idee, eine Kirche aus dem Material zu bauen, das in reichen Mengen
vorhanden war: aus Schnee.
Witterungsbedingt konnte man erst im Februar beginnen, eifrig und motiviert packten die Dörfler mit an, als aus großen Schneequadern dieses einzigartige Kirchlein gebaut wurde. Die Schneekirche war 14 Meter lang, sieben Meter breit und fast vier Meter hoch, nach Vorbild des Passauer Doms wurden auf der Frontseite zwei Türme errichtet.
Am 28. März 1911 war das Kirchlein fertig, eine Fotoaufnahme davon erschien sogar in amerikanischen Illustrierten. Bis in den Mai hinein stand die Kirche, bevor sie unter der warmen Frühjahrssonne zusammenschmolz.
Mit ihrem Vorhaben hatten die Mitterdörfler Erfolg; zahlreiche Spendengelder für den Bau einer richtigen Kirche gingen ein. Doch erst 1923 konnte eine steinerne Schulkapelle errichtet werden, die 1925 geweiht und 1932 zur heutigen Kirche vergrößert wurde. Die kanonische Errichtung der Expositur Mitterfirmiansreut erfolgte 1930. Erst dann sahen sich die Schneekirchen-Bauer von 1911 am Ziel ihres großen Vorhabens. Längst sind sie verstorben, doch ihr Werk ist fast 100 Jahre später so lebendig wie nie zuvor.
Quelle: www.schneekirche.com